Sauberes Wasser für Bonn – eine berufliche Zukunft für Geflüchtete

Ein technisches oder mathematisches Studium, das war der Traum vieler Geflüchteter, insbesondere aus Syrien. In der Regel gut ausgebildet und mit dem Abitur vergleichbaren Abschlüssen, war es der Wunschtraum, hier in Deutschland möglichst sofort an die Universität zu gehen. Allein die Realität zeigte, dass, obwohl fachlich sicher das Potential da war, die sprachliche Voraussetzung fehlte, ein Vollstudium in Deutschland erfolgreich abzuschließen. Die Alternative war, sich zunächst eine technisch qualifizierte Ausbildung zu suchen, die Sprache deutlich zu verbessern und Netzwerke neu zu erschließen. Nach Abschluss dieser Ausbildung sind dann die Voraussetzungen für ein anschließendes Studium sicher um ein Vielfaches erfolgsversprechender.

Diese Überlegungen hatte nach eingehender Beratung durch engagierte Helfer des Flüchtlingshelferkreises Rheinbach auch Sariah Khouly, der 2015 aus Syrien nach Rheinbach kam, um hier mit Bruder und Cousins eine neue Existenz aufzubauen. Er entschied sich also, eine Ausbildung als Fachkraft für Abwassertechnik zu beginnen. Bei der Bonner Stadtentwässerung wurde er fündig; nur zu gerne war man dort bereit, sein technisches Interesse und seine Aufgeschlossenheit über die sprachlichen Lücken zu stellen und ihm in einem sogenannten Einstiegsqualifizierungsjahr sozusagen testweise eine Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik anzubieten. Dieses Jahr hat er nunmehr mit guten Ergebnissen abgeschlossen. Seine Ausbilder loben seine Leistungsbereitschaft, seinen Ehrgeiz und die Kollegen schätzen ihn als gutes Teammitglied. Nun darf er bei Anrechnung des Testjahres seine Ausbildung fortsetzen und niemand hat Zweifel, dass er diese hochqualifizierte Ausbildung mit Erfolg beenden wird.

Wie qualifiziert diese Ausbildung ist, durfte er zusammen mit seinen Ausbildungs- und Arbeitskollegen am ersten Aprilwochenende 2019 bei einem Tag der offenen Tür im Klärwerk Bonn Godesberg interessierten Besuchern demonstrieren. Bei strahlendem Wetter wurden, neben der beeindruckenden technischen Ausstattung mit diversen Spezialfahrzeugen, die Funktion und Bedeutung hochmoderner Klärwerkstechnik auf äußerst anschauliche Weise nahegebracht. Schneckenförderung, Sandfang, Biobecken und eine moderne Kompressoren Halle zur Lufterzeugung, machten die Bedeutung der Abwasseraufbereitung deutlich. Nützliche Tipps für die erwachsenen Besucher, aber auch einfache Erklärungen und spielerische Motivation für die Kinder, zeigten wie das Wasser wieder sauber wird und welch gewaltiger Aufwand dahintersteht.

Die vier Kläranlagen in Bonn bewältigen dabei eine Jahresschmutzwassermenge von 23,4 und eine Jahresabwassermenge von 33,6 Millionen Kubikmetern. Die Bedeutung der Abwasseraufbereitung wird dann deutlich, wenn klar wird, dass sein Heimatland, wie Sariah Khouly berichtet, gerade jetzt erst ein eigenes erstes Klärwerk, übrigens mit deutscher Hilfe, aufbaut. Eine gewaltige Herausforderung für ein Land, das gerade erst beginnt, sich von den kriegsbedingten Schäden langsam zu erholen. Aber natürlich auch eine brillante Zukunftsaussicht für einen im Ingenieursland Deutschland ausgebildeten Klärwerkstechniker, sollte er vielleicht wieder einmal in sein Heimatland zurückkehren. Um diesen jungen Mann braucht sich niemand Sorgen zu machen, er wird seinen Weg gehen.